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Intel führt in Kooperation mit anderen Hardware-Herstellern mit dem ATX 3.0 Multi-Rail Power Supply Design Guide einen neuen Standard für PC-Netzteile ein. Wer aktuell einen Gaming-PC baut oder aufrüsten will, steht vor der Herausforderung, das passende Netzteil zu finden. Besonders für Käufer von NVIDIAs GeForce RTX 4000-Grafikkarten ist Intels neue Norm interessant. Wir verraten dir, was du über ATX-3.0-Netzteile wissen musst.
Was ist ATX 3.0?
ATX 3.0 ist ein neuer Standard für PC-Netzteile, welcher maßgebliche Spezifikationen wie Anschlüsse, Schutzschaltungen und Spannungstoleranzen regelt. Dabei gilt es, Intels neuen ATX-Standard nicht mit dem bekannten und gleichnamigen Formfaktor für Netzteile, Gehäuse und Mainboards zu verwechseln.
ATX-3.0-Spezifikationen im Überblick:
- Jedes ATX-3.0-Netzteil kann, muss aber keinen 12VHPWR-Anschluss besitzen
- ATX-3.0-Netzteile benötigen eine erhöhte Toleranz gegenüber hohen Leistungsspitzen (Ab 450 Watt 150 % der Nennleistung, mit 12VHPWR-Anschluss 200 %)
- Mehr Effizienz im Niedriglastbereich (60 % Effizienz werden für 10 W oder 2 % der Leistung notwendig)
- Eine schnellere Übermittlung des Einschaltsignals
- Cybenetics als neuer Zertifizierungsstandard neben 80 PLUS
12VHPWR ersetzt frühere PCIe-Anschlüsse
Die für uns Gamer wohl wichtigste Änderung ist der neue 12VHPWR-Anschluss (PCIe 5.0 12+4 oder 16-Pin). Dieser Zwölf-Volt-Hochleistungsanschluss (engl. 12-volt high-power) bietet im Vergleich zum 12-Pin-Anschluss der Founders-Edition-Grafikkarten der RTX-30-Serie von NVIDIA vier zusätzliche Kontakte, die Sense-Pins.
Über diese Sense-Pins kommuniziert das Netzteil mit der Grafikkarte. Mithilfe der Seitenbandsignale teilt die PSU der Grafikkarte die entsprechenden Leistungsgrenzen unter Berücksichtigung der gesamten Leistungsaufnahme mit. Durch diese Kommunikation läuft dein System sicher und stabil, auch mit Monster-GPUs wie der RTX 4090.
Nicht jeder Sensor-Pin hat die gleiche Aufgabe:
- Sense Pins 1 und 2: definieren die maximale Leistung
- Sense Pin 3: dient zur Kommunikation zwischen GPU und PSU (Ist die Spannung stabil?)
- Sense Pin 4: ist in den meisten Fällen optional und dient zur sinnvollen Koordination der Leistung zwischen mehreren Grafikkarten
Alle 12VHPWR-Kabel müssen mit ihrer Maximalleistung gekennzeichnet sein. Es gibt vier verschiedene Ausführungen: 150 Watt, 300 Watt, 450 Watt und 600 Watt. Als Vergleich: Ein herkömmlicher 8-Pin-Anschluss kann maximal 150 Watt liefern.

ATX-3.0-PSUs: weniger Stromverbrauch im Idle
Netzteile, die dem neuen Standard entsprechen, schaffen ausgezeichnete Effizienzwerte, wenn dein System im Leerlauf oder Niedriglastbereich läuft. Wenn du etwa auf deinem Gaming-PC YouTube oder Netflix schaust oder der PC im Leerlauf ist, wird eine Effizienz von über 60 % bei 10 Watt Leistung oder 2 % der Nennleistung des Netzteils vorausgesetzt. Du kannst dich also entspannt zurücklehnen und dabei Strom sparen.
Wie funktioniert Stromsparen mit ATX 3.0
Die Effizienz eines Netzteils gibt an, wie viel der ankommenden Energie tatsächlich an das System abgegeben wird. Eine so hohe Effizienz ist bei ATX-2.4-Netzteilen im Idle aufgrund der weniger flexiblen Energieversorgung bei wenig Auslastung nicht möglich. Bei ATX-3.0 kommuniziert das Netzteil direkt mit dem Mainboard und ermittelt so den optimalen Leistungsbereich im Leerlauf oder bei genügsamen Anwendungen.
Sind ATX-3.0-Netzteile langlebiger als ATX-2.4-Netzteile?
Intels ATX-3.0-Richtlinie setzt die Messlatte für Netzteile spürbar höher. Hersteller, die den hohen Anforderungen gerecht werden wollen, müssen zwangsweise auf bessere Komponenten beim Netzteilbau setzen. So werden unter anderem hochwertigere Kondensatoren verbaut, welche für eine längere Lebensdauer und einen stabileren Betrieb sorgen.
PSUs mit ATX-3.0-Standard sollen somit auch in der Lage sein, 175.200 Mal pro Lebensjahr ein- und ausgeschaltet zu werden. Das entspricht circa der zwei bis dreifachen Lebensdauer als bei den meisten ATX-2.4-Netzteilen.
Warum ATX 3.0 nötig war
ATX-2.4-Netzteile versorgen seit etwa 8 Jahren unsere Gaming-Systeme mit Strom. Im kurzlebigen Technik-Markt eine extrem lange Zeitspanne. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis Next-Gen-Hardware (insbesondere wahnsinnig schnelle Pixelbeschleuniger) neue und ausgereiftere Netzteiltechnologie fordern.
Neuere Grafikkartenmodelle genehmigen sich gerne einmal das doppelte ihrer Total Board Power (TBP). Diese kurzzeitigen Leistungsspitzen (Transient-Loads) halten zwar nur Sekundenbruchteile an, fordern das Netzteil dafür aber extrem. Damit Hardwareschäden und nervige Abstürze vermieden werden können, ist einer der Kernpunkte von ATX 3.0 eine höhere Toleranz gegen solche Leistungsspitzen.
Kurz erklärt: Ein ATX-3.0-Netzteil muss für 0,1 ms die dreifache Nennleistung zur Verfügung stellen können und für 10 ms die doppelte.

Ein Beispiel:
Ein Netzteil mit 1.000 Watt Nennleistung muss also für 0,1 ms 3.000 Watt Abfrageleistung bringen und für 10 ms 2.000 Watt.
Solche extrem hohen Leistungsspitzen können nur mit einer ausreichend hohen Kapazität abgefangen werden. Diese wird bei den neuen Netzteilen durch zusätzliche und hochwertigere Kondensatoren gewonnen.
Fazit: Brauche ich ATX 3.0?
Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, empfehlen wir dir den Kauf eines ATX-3.0-Netzteils oder eines Netzteils mit nativen PCIe-5.0-Anschluss. Die neuen Richtlinien bringen viele Vorteile für Sicherheit, Stabilität und Zuverlässigkeit mit. Davon abgesehen wirst du ein zum jetzigen Zeitpunkt gekauftes ATX-3.0-Netzteil aller Voraussicht nach problemlos mehrere Hardware-Generationen nutzen können.
Du möchtest ein nagelneues PCIe-5.0-Netzteil? Hier wirst du fündig!
Brauche ich ein neues Netzteil für die RTX 4090?
Du möchtest dein ATX-2.4-Netzteil weiterhin nutzen und trotzdem deine Grafikkarte aufrüsten? Nvidia selbst empfiehlt beispielsweise für sein neues Flaggschiff, die GeForce RTX 4090, eine PSU mit 850 Watt Nennleistung. Je nach Modell der GPU und Netzteil ist aber Vorsicht geboten, da einige Custom-Karten sich deutlich mehr Power genehmigen dürfen. Wir empfehlen dir genügend Puffer mitzuberechnen. ATX-2.4-PSUs ab 1.000 Watt haben aber im Regelfall ausreichend Kapazität, um kurzfristige Leistungsspitzen abzufangen.
Je nach Konfiguration deines Systems, beispielsweise in Kombination mit einem Prozessor der ca. 300 Watt Leistungsaufnahme hat oder eine aufwendige Custom-Wasserkühlung, empfehlen wir ein Netzteil mit mindestens 1.200 Watt Nennleistung und möglichst hoher Effizienz. Effiziente Bauteile bieten dir meist mehr Leistungsreserven und können Leistungsspitzen besser abfangen.
Adapterkabel für ATX-2.4-Netzteile
Der bei NVIDIA GeForce RTX-4000-Grafikkarten beiliegende 12VHPWR-Adapter erfüllt zwar seinen Zweck, ist dabei aber weder sonderlich biegsam noch ein Augenschmaus. Wer also sein bestehendes ATX-2.4-Netzteil weiterhin nutzen möchte, aber trotzdem keine visuellen Kompromisse eingehen will, steht vor der Herausforderung einen passenden Adapter oder ein optisch ansprechendes Verlängerungskabel zu finden.
Wir haben dir die besten Optionen für die PSUs verschiedener Hersteller zusammengefasst:
- be quiet! Adapterkabel
- Seasonic PCIe-Extensions
- Corsair Verlängerungen
- PHANTEKS Extension-Kabel
- Lian Li Strimer Verlängerung für ATX-2.4-PSUs
- CableMod Verlängerung für alle Netzteile
- CableMod Adapterkabel für Corsair
- CableMod Adapterkabel für ASUS/Seasonic
Für so ziemlich jede Netzteil-Serie gibt es ein passendes Kabel in unterschiedlichen Looks. Verpasse deinem Gaming-PC ein würdiges Upgrade!
12VHPWR-Stecker korrekt Anbringen
Damit der 12VHPWR-Anschluss korrekt funktioniert, müssen alle Steckverbindungen bombenfest sitzen. Der Abstand vom GPU-Anschluss zum Seitenteil deines Gehäuses sollte in etwa 45 mm betragen. Zudem sollte das Kabel erst im Abstand von 35 mm gebogen werden, um zu verhindern, dass unnötige Belastung gegebenenfalls Pins in Buchse oder Stecker beschädigt. Hier empfehlen wir, das Kabel schon außerhalb des Gehäuses in die gewünschte Form zu bringen. Die meisten Stecker rasten mit einem hörbaren Klick erst richtig ein. Sei vorsichtig und achte darauf, das Kabel nicht zu stark in eine Richtung zu verbiegen.
CableMod Winkel-Adapter für sicheren Halt
Dein Gehäuse bietet nicht den nötigen Abstand, um deine Grafikkarte richtig anzuschließen, aber ein neues Case ist auch keine Option? Dann haben wir die perfekte Lösung für dein Dilemma:
Die CableMod-Adapter sind der smarte Weg, deine neue Grafikkarte sicher und sorgenfrei zu betreiben. Diese Winkel-Adapter sind in unterschiedlichen Ausführungen bei uns im Shop erhältlich: Du kannst entscheiden, ob das Kabel oberhalb oder unterhalb der Grafikkarte zum Netzteil geführt werden soll, oder ob sich ein 90- oder eher ein 180-Grad-Winkel am besten für dein Case eignet.
Die Kirsche auf der Sahnetorte ist die große Auswahl bunter Farbvarianten. Die Lackierung untermalt die herausragende Verarbeitungsqualität der Adapter. Sie sehen wirklich in jedem Build gut aus. Achte in jedem Fall darauf, die Kompatibilität deiner Grafikkarte zu prüfen.
90 Grad Variante A
Dieser Adapter führt das PCIe-Kabel meist unterhalb der Grafikkarte vorbei zum Netzteil.
90 Grad Variante B
Mit der Variante B des Adapters wird das Kabel bei den meisten GPUs oberhalb der Backplate verlegt.
180 Grad Variante A
Der 180-Grad-Adapter entlastet das Kabel am meisten. Er wird in den meisten Fällen ebenfalls oberhalb der Grafikkarte zum Netzteil geführt.
180 Grad Variante B
Die Variation B des 180-Grad-Adapter ist auch so konzipiert, dass das Verlegen des 12VHPWR-Kabels oberhalb der Grafikkarten-Backplate die beste Lösung darstellt. Etwa mit schmalen Wasserkühlern und flexiblen Kabeln, besteht die Möglichkeit auch unterhalb des Kühlers eine Durchführung zu gestalten.
Sehr interessanter Artikel, mir war nicht bewusst, dass hinter dem neuen 12-Pin Stecker soviel mehr steckt. Daumen hoch. 🙂